Wie uns Dankbarkeit glücklicher macht

Stress bei der Arbeit, Stress mit dem Partner, und dann hat auch noch die Bahn Verspätung – im Alltag gibt es viele Dinge, über die man sich ärgern könnte und die einem regelrecht den Tag versauen können.

Wer nur lange genug sucht, wird fündig. Denn es gibt immer etwas, das nicht gut genug ist. Die Beziehung, die eigene Körperwahrnehmung, die Lebensumstände – mit nichts ist man wirklich zufrieden, alles erscheint verbesserungswürdig. Ist man permanent unzufrieden und pickt sich stets nur die negativen Dinge heraus, entsteht im Kopf ein Muster. Unbewusst programmiert man sich quasi dazu, das Glas halbleer zu sehen – glücklich wird man so nicht.

Die Welt durch die Negativ-Brille

Mittlerweile wissen wir: Liegt die Aufmerksamkeit auf negative Gedanken, sieht man die Welt um sich herum durch eine Negativ-Brille. Dann fallen viele Dinge auf, die im eigenen Leben scheinbar nicht funktionieren, die man selbst nicht hat, sich aber sehnlichst wünscht. Meistens geht es um die Beziehung, den eigenen Körper oder den Job – und wer dem Trend zur Selbstoptimierung auf social media-Plattformen verfallen ist, kommt da nur schwer raus.

Negative Gedanken rufen negative Gefühle hervor. Diese lösen im Körper chemische Reaktionen aus – die negativen Gefühle sind spürbar. Emotionen wie Angst oder Wut können zum Beispiel wie ein schwerer Klotz in der Magengegend oder eine beklemmende Enge im Brustbereich wahrgenommen werden. Auf Dauer kann das negative Denken krank machen.

Glück und Zufriedenheit im Fokus

Lange Zeit hat sich auch die Psychologie ausschließlich mit negativen Gefühlen beschäftigt. Therapeuten und Wissenschaftler wollten herausfinden, wie man Angst, Wut oder Depression wieder los wird und suchten nach Methoden, um Menschen in schwierigen Situationen zu helfen.

Ende der 1990er gab es dann in dem Bereich eine Trendwende – der Fokus in der Psychotherapie wurde umgelenkt, und zwar auf die guten und positiven Gefühle. Was ist Glück und wie kann man es messen? Was macht Menschen glücklich und wie lässt sich Wohlbefinden steigern? Das Forschungsfeld der Positiven Psychologie war geboren. Zusätzlich entwickelte sich auch die Kognitive Verhaltenstherapie, um negativen Gefühlen entgegenzuwirken.

Dankbarkeit als Schlüssel zum Glück?

Den einen Schlüssel zum Glück haben die Forscher aber bis heute nicht gefunden. Den gibt es wohl auch nicht. Denn Glück und Zufriedenheit ist immer auch individuell. Jedoch konnten Forscher ein Mittel gegen negative Gedankenspiralen und Unzufriedenheit ausmachen: Dankbarkeit. Doch was genau ist das? Zum einen ist es eine positive Emotion und eine Haltung, die man gegenüber der Welt und seiner Umwelt einnehmen kann.

Evolutionsbiologisch betrachtet sicherte Dankbarkeit den Menschen sogar das Überleben. Hatte ein Mensch Hunger und zeigte ihm ein anderer Menschen, wo es etwas zu essen gab, so zeigte sich dieser dankbar. Er wollte ihm etwas Gutes zurückgeben und ihm einen Gefallen erwidern. So begannen die Menschen, sich sozial zu verhalten. Diese frühen Formen der Dankbarkeit haben die Menschen zusammengebracht und kooperativ gemacht.

Heute geht es eher um seelisches Überleben

Was bedeutet Dankbarkeit heute? Diese Frage stellen sich Wissenschaftler seit vielen Jahren. Und mittlerweile gibt es zahlreiche Studien, die zeigen, dass dankbare Menschen tendenziell eher glücklich sind. Dankbarkeit hat eine positive Wirkung auf Körper und Seele. Sie stärkt mental und kann das Risiko senken, süchtig zu werden oder an einer Depression zu erkranken. Dankbarkeit wehrt negative Gefühle wie Neid, Narzissmus oder Zynismus ab. Wer dankbar ist, vergleicht sich auch automatisch weniger mit anderen Menschen. Selbst der Schlaf soll besser sein, wenn man tagsüber dankbar ist.

Wie geht Dankbarkeit im Alltag?

Schön und gut – doch wie geht das genau? Wo fängt man an? Nun, im Zweifel immer bei sich selbst. Wer dankbar ist für sein Leben, für seine zwischenmenschlichen Beziehungen, wird eher bestehende Beziehungen vertiefen und neue Menschen, also neue Beziehungen, in sein Leben einladen. Man ist dann automatisch offener und strahlt das nach außen aus. Dankbarkeit und Demut empfinden beispielsweise oft Menschen, die eine schwere Krankheit durchgestanden haben. Eine Tasse leckeren Kaffee am Morgen, ein Plausch mit dem besten Freund, ein Spaziergang im Grünen – plötzlich erscheinen die kleinsten Dingen wundervoll und besonders. Im Alltag vergessen wir das oft – Zeit, sich daran zu erinnern.

Liebes Tagebuch, ich dankbar für…

Dankbarkeit kann man aber üben – eine der einfachsten und wissenschaftlich belegten Methoden ist das Führen eines Dankbarkeits-Tagebuchs. Das kostet so gut wie nichts und ist alltagstauglich.

So geht’s: Nehmen Sie sich täglich ein paar Minuten Zeit. Schreiben Sie in ein Notizbuch zwischen drei und zehn Dinge auf, für die Sie dankbar sind. Es empfiehlt mit kleinen Dingen anzufangen, vielleicht das leckere Frühstück oder die freundliche Kassiererin im Supermarkt. Anfangs mag sich das vielleicht komisch anfühlen, doch mit der Zeit wird die Übung zur Routine – übrigens ist das auch eine wunderbare Morgenroutine.

Wer dankbar in den Tag startet, ist positiver, ausgeglichener und langfristig glücklicher – das konnten Forscher sogar in Hirnscans von Studienteilnehmern nachweisen. Dankbarkeit allein ist aber kein Allheilmittel gegen Depressionen – es ist nur ein Baustein und kann den Gang zu einem Therapeuten nicht ersetzen. Jedoch ist es ein gutes Werkzeug gegen Grübelei, Unzufriedenheit und negativen Gedankenspiralen.

Autorin: Iunia Mihu

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